Das Jahr 2021 hat uns mehr gefordert als die Jahre zuvor. Viele Arbeitsbereiche in unseren Kooperativen waren von den Corona-Massnahmen stark betroffen. Da Longo maï nicht den offiziellen Kriterien der Wirtschaft entspricht, haben wir so gut wie keine öffentliche Unterstützung erhalten. Vielen Dank an alle unserer Freundinnen und Freunde, die uns halfen, diese schwierige Zeit zu meistern.
Wir sind nach fast 50 Jahren immer noch da und haben noch viel vor. Wir dachten, das Schlimmste läge hinter uns, als plötzlich, während des Schreibens dieses Berichts, der Krieg in der Ukraine ausbrach. Lange Zeit schien uns ein Krieg in Europa unvorstellbar. Seit 30 Jahren ist Longo maï in der Ukraine aktiv, mit zwei Bauernhöfen, einer Dorfkäserei und einem Netzwerk von zivilgesellschaftlich engagierten Menschen im ganzen Land. Wir setzten sofort eine Solidaritätsaktion in Gang, die uns bis heute stark in Anspruch nimmt.
Longo maï bedeutet auf Provenzalisch «es möge lange dauern», was unsere Absicht, langfristig zu denken und handeln, gut zum Ausdruck bringt: Wie können wir unseren von der Klimaerwärmung bedrohten Planeten retten? Wie die bäuerliche Landwirtschaft vor der industriellen Verwüstung unserer Böden schützen? Und da auch eine Wirtschaftskrise nicht mehr auszuschliessen ist – welche Alternativen können wir entwickeln? Was für eine Welt hinterlassen wir den Jungen, denen es immer mehr an Orientierung fehlt?
Im Jahr 2021 haben sich Longo maï-Mitglieder vermehrt bei Solidaritätsaktionen engagiert, insbesondere für Migrant·innen: Von den Küsten Kalabriens bis zu den verschneiten Tälern der Alpen und jetzt auch in den Ebenen des Ostens. Alle, die je zur See gefahren sind, alle die je im Hochgebirge waren, haben erfahren: «Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt». Wenn wir heute solidarisch sind, bewahren wir die Zukunft. Hinter dem Gartenzaun unserer Gewohnheiten erscheinen die Horizonte der Solidarität.
Aus dem Inhalt
Das Jahr 2021: Zukunft bewahren
Freude am Neuen
Karpaten-Höfe
Eine neue Kooperative
Dorfgeschichten
Waldgeflüster
Offene Furchen
Stromwechsel
Alltagsutopien – Unser Netzwerk
Bericht aus den Kooperativen:
Grange Neuve – Feld der Begegnungen
Treynas – Neue Leidenschaft
La Cabrery – «Bulles à facettes»
Mas de Granier – Trotz Sonne, Wind und Mücken
Spinnerei Chantemerle – Wollfäden und Netzwerk
Hof Stopar – Herausforderungen
Ulenkrug – Neuer Wind
Montois – Das Jahr ohne Sommer
Erweiterte Horizonte – geförderte Projekte
Bio-Kaffee in Costa Rica
Gemüsegärten gegen Resignation
FAME in der Schweiz
Alle nach Nizza
Medizinische Hilfe in der Ukraine
Interview – La Caillasse
Solidarität leben
Gespräch mit einem Bergretter